„Ich habe etwas gegen Gigantismus“

Stade. Matthias Meier (54) gilt als der Mister Altstadtlauf in Stade. Am Sonntag, 30. Juni, stehen er und sein 60-köpfiges Organisationsteam vom VfL Stade wieder am Streckenrand und im Start- und Zielbereich des Altstadtlaufes am Pferdemarkt.

TAGEBLATT: Herr Meier, wann sind Sie das letzte Mal die Strecke durch die Altstadt abgelaufen?

Matthias Meier: Abgelaufen nicht. Ich gehe sie häufiger ab, um zu schauen, ob da irgendwelche neuen Baustellen eingerichtet wurden kurz vor der Veranstaltung, welche Gullydeckel abgesackt sind und welche Pflastersteine hochstehen, um der Stadt Tipps zu geben, wo sie noch einmal eingreifen muss.

Wie sportlich sind Sie auf einer Skala von eins bis zehn?

Rein von der körperlichen Fitness würde ich mir eine Drei geben. Wenn ich es schaffe, kontinuierlich Sport zu treiben, dann komme ich schnell wieder in Fahrt. Ich versuche ja, als Abteilungsleiter der Leichtathletiksparte selber zu joggen. Aber ansonsten lasse ich Sport machen.

Ist der Altstadtlauf geeignet für Ungeübte und Anfänger?

Ja. Allein durch das unterschiedliche Streckenangebot. Wir bieten ja eine ganze Palette von Distanzen an. Von den Bambinis über Schülerläufe und „Fit & Fun“ über fünf Kilometer bis zu den 15 Kilometern. Wir haben auch eine Walkingstrecke. Der Altstadtlauf ist für Einsteiger geeignet. Aber man sollte nicht von null auf hundert durchstarten. Unter dem Motto: Altstadtlauf, da mache ich mal eben mit, obwohl ich völlig untrainiert bin. Das ist generell keine gute Idee.

Altstadtflair, Kopfsteinpflaster. Macht das den Altstadtlauf so speziell?

Der Parcours lebt natürlich von dem Flair in der Altstadt. Wir haben auch eine abwechslungsreiche Strecke, die Grünabschnitte, der Hafen. Inzwischen wurde auch hübsch saniert. Das ist nicht mehr, wie vor 20 Jahren, als wir das erste Mal an den Start gingen, mit dem groben Pflaster. Aber die Strecke ist durchaus anspruchsvoll geblieben. Vielleicht hält das den einen oder anderen davon ab, in Stade zu laufen. Die Auswärtigen denken vielleicht: Stade an der Elbe, plattes Land, mal eben eine Runde laufen. Die wissen gar nicht, dass der Kurs doch deutlich profiliert ist. Ich denke da an den Hagedorn, quasi unsere kleine Bergwertung. Das ist schon eine anspruchsvolle Strecke. Aber es geht ja nicht um Zeiten, sondern um die Gemeinschaft. Viele melden sich gemeinsam an. Als Familie, als Firma, als Kumpels.

Wie hat sich denn der Altstadtlauf in den vergangenen Jahren verändert und entwickelt?

Als wir damals gestartet sind, hatten wir noch den Skatertag. Das war eine zweitägige Veranstaltung. Das haben wir zehn Jahre gemacht. Aber irgendwann ebbte das Thema sportliches Skaten auch wieder ab. Außerdem war es organisatorisch nicht mehr zu leisten. Zum Altstadtlauf kam schließlich der Lauf der Schulen vom Sponsorenpool Stade 21 hinzu. Der Lauf selbst mit seinen verschiedenen Wettbewerben ist seit Jahren kontinuierlich auf dem gleichen Niveau.

Holen Sie die Konzepte einfach nur noch aus der Schublade? Oder ist die Organisation jedes Jahr eine neue Herausforderung?

Das Gros steht. Wir haben auch nicht die Kapazitäten, um die Veranstaltung im großen Stil weiterzuentwickeln. Aber Ideen sind da. Nach dem plötzlichen Tod von Wolfgang von der Wehl von Stade 21 im vergangenen Jahr hat der VfL jetzt auch noch den organisatorischen Part des Laufes der Schulen übernommen. Unser Schulsportbeauftragte Gerd Maxin hat sich dieser Aufgabe angenommen.

Was gibt es denn für Ideen?

Welche Events können wir noch verankern? Wie können wir den VfL Stade bei der größten Sportveranstaltung in der Stadt noch besser präsentieren? Wollen wir mehr Wettkampfcharakter schaffen? Nehmen wir den Altstadtring wie damals beim Skatertag wieder dazu als Rundstrecke? Aber die Hobby- und Freizeitläufer haben gesagt, das wäre dann nicht mehr ihre Veranstaltung. Das wäre dann ein anderes Niveau.

Wie hoch ist der Aufwand beim Altstadtlauf?

Der Aufwand ist riesig. Der Helfer-Pool ist groß. 60 Leute arbeiten an der Strecke und im Start-Ziel-Bereich im Schichtsystem. Du kannst ja keinem zumuten, zwischen 8 und 17 Uhr bei jedem Wetter durchzuackern.

Wie schwer ist es heute, Leute zu Volksläufen zu locken?

In den letzten zwei Jahren ist die Entwicklung rückläufig. Warum und wieso, ist nicht so recht erkennbar. Es gibt die, die nur Laufen wollen. Denen ist es egal, was drumherum passiert. Und es gibt den Trend mit dem Eventcharakter. Aber ich habe auch etwas gegen Gigantismus. Wir sagen immer, es darf nicht heißen, es war ein tolles Stadtfest, das Einzige, was störte, waren die Läufer.

Wie viele Läufer erwartet der VfL Stade am Sonntag?

Wir haben stabil immer 400 bis 500 Läufer und am Nachmittag 110, 115 Schulklassen. Das sind am Nachmittag inklusive Betreuer über 2300 Läufer.

Den Lauf der Schulen einmal rausgerechnet. Ist das nicht ein bisschen wenig für den Stader Altstadtlauf?

Wir haben ja viele Läufer in die Nachmittagsveranstaltung verloren. Die laufen nicht vormittags die fünf Kilometer und nachmittags den Lauf der Schulen. Wir haben 200 bis 300 Betreuer, die mitlaufen, die die Klassen unterstützen, die auch sehr laufbegeistert sind. Es gibt auch welche, die zwei bis dreimal unterwegs sind.

Altstadtlauf Stade heißt immer auch, dass die ganze Familienbande Meier als Organisator unterwegs ist. Ist das eine Lebensaufgabe für Sie?

Lebensaufgabe nicht. Aber es stimmt schon. Die Familie ist von Anfang an eingebunden. Da habe ich verlässliche Ansprechpartner (lacht). Meine Töchter sind da reingewachsen. Meine Frau hat von Anfang an das Wettkampfbüro gemacht.

Haben Sie oder das Veranstalter-Team noch Visionen, was die Zukunft des Stader Altstadtlaufes angeht?

Visionen nicht. Wir müssen unser Team verjüngen. Ich bin mit 54 noch der Jungspund. Aber wenn ich wählen müsste zwischen der Weiterentwicklung des Laufes oder der Leichtathletikabteilung des VfL, dann wäre mir die Abteilung wichtiger. Es ist toll, was wir mit unseren bescheidenen Mitteln sportlich erreicht haben. Wir haben noch nie so viele Qualifikationen für Deutsche Meisterschaften geschafft wie in diesem Jahr. Aber natürlich werden wir mit Stade 21 zusammensitzen und überlegen, wie wir den Altstadtlauf weiterentwickeln können. Vielleicht integrieren wir den Azubilauf der IHK. Da hat es auch schon erste Gespräche gegeben.

Was wünschen Sie sich für eine Schlagzeile am Montag im TAGEBLATT?

Also wenn ich an die Temperaturen denke, hoffe ich, dass es nicht zu heiß wird, dass ihr nicht über einen Abbruch oder ein Gewitter berichten müsst, dass wir hoffentlich keine Notfälle haben, Läufer kollabieren. Am besten wäre, wenn da steht, es war eine runde Veranstaltung und alle hatten ihren Spaß, oder dass wir viele glückliche Läufer und vor allem glückliche Kinder in der Stadt gesehen haben. Vielleicht auch, dass wir viele Menschen motiviert haben, mal wieder zu laufen oder einige Kinder zur Leichtathletik bewegen können.

Die Wettbewerbe

In sieben verschiedenen Konkurrenzen starten die Athleten beim 21. Stader Altstadtlauf am Sonntag, 30. Juni. Eingebettet ist zudem der Lauf der Schulen. Der erste Startschuss ertönt um 11 Uhr. Dann gehen die Walker und die Nordic Walker zwei Mal auf die jeweils zweieinhalb Kilometer lange Runde. Zeitgleich schickt der Veranstalter, VfL Stade, die Teilnehmer des „Fit & Fun“-Laufes über fünf Kilometer auf die anspruchsvolle Strecke. Der Bambini-Lauf für die jüngsten Teilnehmer über 1,2 Kilometer beginnt um 12 Uhr. Nur eine Viertelstunde später laufen die Schüler 2,5 Kilometer. Start und Ziel ist bei allen Konkurrenzen der Pferdemarkt. Mit sechs Runde und 15 Kilometern die längste Distanz spulen die Sportler ab 12.45 Uhr ab. Die 15 Kilometer werden in diesem Jahr auch als Staffel für drei Läufer angeboten. Fünf Minuten später stehen die Starter für den Hauptlauf über zehn Kilometer an der Linie. Der Lauf der Schulen beginnt um 14.30 Uhr.

Anmeldungen sind möglich bis eine Stunde vor dem Start. www.vfl-stade-leichtathletik.de

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