STADE. Die Stadt Stade hat am Freitag in der Kundenhalle der Sparkasse Stade-Altes Land die Sportler des Jahres geehrt. Weltmeister waren darunter, Europameister, Deutsche Meister, Aufsteiger und solche, die ihren Sport einfach lieben und leben.
Erk Heinßen vom Stader Schwimmverein: Seit 2015 startet Erk Heinßen als Altersklassensportler für den Stader Verein. Im Schwimmen, im Triathlon und im Aquathlon (Schwimmen und Laufen) holte Heinßen im Jahr 2018 viele Titel. In der Altersklasse M 55 gewann er im Aquathlon die Weltmeisterschaft über 1000 Meter Schwimmen und fünf Kilometer Laufen in 34,19 Minuten. Europameister wurde Heinßen über die gleiche Distanz wenige Monate später. Die Deutsche Vizemeisterschaft sicherte sich Heinßen im Triathlon über die Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rad, 5 Kilometer Laufen). Im Schwimmen holte er sich gleich fünf Titel bei der Norddeutschen Meisterschaft. Mit der Mannschaft gelang bei der Deutschen Meisterschaft der Sprung auf Platz neun. Da klingen seine Ziele für das Jahr 2019 eher bescheiden. „Ich will kleinere Brötchen backen und bei dem ein oder anderen Aquathlon starten“, sagt Heinßen.
Rüdiger Wolf vom VfL Stade: Rüdiger Wolf lebt für den Handball. Der 69-Jährige spielt für die zweite Mannschaft des VfL Stade und leitet eine Sportabzeichengruppe des Vereins. Leichtathletik und Reiten gehören außerdem zu seinen Hobbys. Monika Ziebarth, die die Laudatio auf Rüdiger Wolf hielt, sagt, er lebe nach dem ganz einfachen Motto: „Wer rastet, der rostet.“
Marc Brokelmann vom VfL Stade: Der Rollkunstläufer fährt seit Jahren konstant Erfolge für den VfL Stade ein. 2018 gewann er die Landesmeisterschaft der Junioren in der Pflicht, wurde Zweiter in der Kür und Meister mit der Mannschaft. In der Pflicht gewann er später die Norddeutsche und die Deutsche Meisterschaft. Für Platz zwei reichte es bei der Europameisterschaft, für Platz sieben bei der Weltmeisterschaft. Am Freitag feierte Marc Brokelmann seinen 20. Geburtstag. „Er macht im Sport große Sprünge“, sagt Laudator und Sparkassenvorstand Wolfgang Schult. Aber mit seinem Sport stehe Brokelmann nicht gerade im deutschen Rampenlicht. Finanziell ist Rollkunstlaufen zudem nicht gerade lukrativ. Brokelmann, einst sogar im Niedersächsischen Landeskader im Basketball, hat sich dennoch für diese Randsportart entschieden. Das Jahr 2018 wird als das bislang erfolgreichste in die Geschichte der 100 Athleten zählenden Sparte des VfL Stade eingehen.
Jonas Hinsch vom VfL Stade: Jonas Hinsch gewann mehrfach die Bezirksmeisterschaft in der Leichtathletik. Elf Mal schaffte er eine Top 5-Platzierung in den Landesbestenlisten. Ganz oben auf dem Treppchen stand Hinsch im Mehrkampf bei den Landesmeisterschaften, im Blockmehrkampf (Sprint/Sprung) gelang ihm auf Landesebene Rang zwei. Platz 18 bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften ist ebenfalls ein starkes Ergebnis. „Früher habe ich mal Handball gespielt. Aber ich hatte Lust auf etwas anderes“, sagt Hinsch. Dabei spielte er als Handballer ganz passabel. Heute fliegt er beim Weitsprung auf 5,07 Meter und sprintet die 60 Meter in knapp über 8 Sekunden. Laudator Bernhard Augustin, einst für den Deutschen Fußballbund in Sachen Jugendarbeit unterwegs, zieht den Hut, vor so viel Eigenmotivation mit gerade einmal 15 Jahren. „Leistungs- und Leidensbereitschaft setzen ein hohes Maß ab persönlichem Verzicht voraus“, sagt er.
Justus Bargsten vom Stader Schachverein: Seit 2011 spielt Justus Bargsten für den Stader Schachverein. Von da an nahm er an allen Bezirksmeisterschaften teil und stand immer auf dem Treppchen, 2016 und 2018 ganz oben. Mit 17 Jahren war er der jüngste Bezirksmeister aller Zeiten. Vier Mal qualifizierte sich Bargsten für die Landesmeisterschaften. Im Januar wurde er bei den Erwachsenen Elfter. Mit der Mannschaft nahm er erfolgreich an Landesmeisterschaften teil, spielte bei Norddeutschen und Deutschen Titelkämpfen. Erfolgreich unterwegs ist Bargsten im Schulschach. Er hat sogar die Leitung einer AG übernommen.
Die Damen 50 vom TuSV Bützfleth: Brigitte Ibing, Ingrid Kreykenbohm, Margrit Möller, Helga Mußwessels, Imke Pannemann, Brigitte Pietzsch und Claudia Reusser sind ein starkes Tennis-Team. Sie sind seit dem Jahr 2015 vier Mal in Folge aufgestiegen und treten ab der kommenden Sommersaison in der Nordliga an. Ein Platz im Mittelfeld solle es schon sein in der neuen Liga. „Unser Zusammenhalt ist unsere Stärke“, sagen die Spielerinnen.
Einer fehlte am Freitagabend. „Wolfgang von der Wehl war das Gesicht dieser Veranstaltung. Er hat sie geprägt – als Ideengeber, Moderator, Macher“, sagt Sparkassenvorstand Wolfgang Schult. Von der Wehl starb im vergangenen Jahr völlig überraschend. „Er hinterlässt eine große Lücke als Mensch, Freund und Kollege“, sagt Schult. Nihat Sagir führte durch den Abend. Sagir ist Fußballtrainer und engagiert sich beim Kreissportbund.
„Sport ist der Motor des gesellschaftlichen Lebens“, sagt der Vorsitzende des Kreissportbundes, Knut Willenbockel. Dieser Abend repräsentiere die Leistungsspitze dieser Stadt.
Prominenter Gast des Abends war der 24-jährige Torben Johannesen. Der Hamburger gewann mit dem Deutschland-Achter im Rudern 2018 die EM in Schottland und die WM in Bulgarien. Johannesen schwärmte von dem Gefühl, mit dem Boot durch das spiegelglatte Wasser der Alster zu fahren und verriet, dass er auch gerne Tretboot fährt. Dass selbst Weltmeister im Training mal kentern, sei auch kein Geheimnis. Johannesen träumt von den Olympischen Spielen 2020. Wenn er in Tokio Gold hole, werde er 2012 erneut bei der Stader Sportlerehrung zu Gast sein, versprach er.
Trainer und gleichzeitig Sozialarbeiter
STADE. Die Judo-Abteilung des VfL Stade existiert seit 50 Jahren. 43 Jahre davon hat der heute 59-jährige Egon Krien als Judoka und Trainer miterlebt. Er prägte die Sparte, auch wenn er das nicht hören will, weil er solche Selbstbeweihräucherung hasst. Der Sportsponsorenpool Stade 21 hat Egon Krien am Freitagabend im Rahmen der Sportlerehrung der Stadt Stade mit dem Stade 21-Sonderpreis ausgezeichnet.
Dirk Kraska, Erster Stadtrat der Hansestadt, hielt die Laudatio für den Judoka. Kraska kam durch seine Kinder in Berührung mit dem Sport. Er mag Typen wie Krien. Typen, die mehr sind als nur ein Trainer. Darüberhinaus „Vertrauens- und Bezugsperson, Vorbild, nicht nur sportlich, und irgendwie auch Sozialarbeiter“. Krien gehöre auch zu denen, die sich nicht nur ihrem Sport und ihrem Verein verschrieben hätten, sondern die immer auch für ihre Schützlinge da seien, sagt Kraska.
1975 schloss sich Egon Krien der Judo-Sparte des VfL Stade an. Damals war er 15 Jahre alt. Er fuhr mit dem Moped aus dem Ritscher Moor bis zum Training nach Stade. 1980 wurde Egon Krien Trainer, Ende der 1980er-Jahre Cheftrainer. Bis heute feierte der Trainer mit seinen Athleten viele Erfolge. Seine Damenmannschaft kämpft in der Bundesliga. „Die meisten Frauen kommen aus dem eigenen Nachwuchs und sind nicht eingekauft“, sagt Kraska und lobt damit die Jugendarbeit des VfL Stade. Krien trainiert sie alle, vom Anfänger im Kindesalter bis zu den Erwachsenen.
Krien und der VfL Stade, sagt Kraska, seien in Niedersachsen dafür bekannt, dass die Gürtelfarbe, die Auskunft gibt über das technische Vermögen des Kämpfers, in diesem Verein völlig irrelevant sei. Kriens Schützlinge seien auf der Matte deutlich besser, als es ihre Gürtelfarbe vermuten lässt.
Krien sagt, „du musst immer Gas geben“. Die Einstellung zum Sport sei schwer vermittelbar, wenn er selbst nicht hundert Prozent gibt. Diese Philosophie gab Krien längst an die meisten seiner Schützlinge weiter. Die sind seine Familie geworden.
(Quelle: Stader Tageblatt vom 22.02.2019)
Neueste Kommentare